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Geografische Statistik von Persönlichkeitsmerkmalen statt Pauschalurteilen

In einer weltweiten Studie erhoben Gosling und Potter die fünf zentralen Persönlichkeitseigenschaften der Teilnehmer in 169 Ländern. Damit waren umfassende Kenntnisse gewonnen, die die Grundlage der kartografisch-psychologischen Vermessung geografischer Räume legten. Teils waren damit Vorurteile widerlegt, teils Vermutungen zu Fakten geworden.
Die nachfolgenden Diagramme zeigen beispielhaft die Ergebnisse für die deutschen Bundesländer und für einige europäische Länder wie sie für eine Untersuchung des Zusammenhanges zwischen geografischen Persönlichkeitsmerkmalen und wirtschaftlichem Erfolg benutzt wurden.
Die Darstellungen beschränken sich auf die Persönlichkeitseigenschaften Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Offenheit, die als treibende Kräfte für Wohlstand, Innovation und Gründungsintensität identifiziert wurden. Sie zeigen, wie die Menschen sich selber sehen. Abgefragt wurden die konstitutiven Eigenschaften der zentralen Persönlichkeitsdimensionen. Für Gewissenhaftigkeit sind das u.a. Leistungsstreben, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein, Kompetenz, Selbstdisziplin und Besonnenheit),
für Extraversion stehen u.a. Geselligkeit, Herzlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Aktivität, und Begeisterungsfähigkeit,
für Offenheit Interesse an neuen Erfahrungen, Eindrücken und Erlebnissen, Bereitschaft bestehende Werte und Normen zu hinterfragen.
Spitzenreiter im Vergleich der Bundesländer in den wirtschaftsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen sind die Hamburger bei Gewissenhaftigkeit und Extraversion, bei Offenheit ist es Berlin.

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Das Projekt „Der Zusammenhang zwischen geographischen Persönlichkeitsunterschieden und wirtschaftlichem Erfolg“ wurde von Dr. Tobias Ebert und Professor Jochen Gebauer durchgeführt und von der Vestischen Forschungsstiftung finanziell gefördert.



Persönlicheit – auch Länder und Regionen haben sie

Im Zuge einer Studie am Lehrstuhl für Kulturvergleichende Sozial- und Persönlichkeitspsychologie der Universität Mannheim wurden die fünf zentralen Persönlichkeitsdimensionen (Big Five) aus der Gosling-Potter-Erhebung einzelnen Ländern und Regionen zugeordnet. Zu den zentralen Persönlichkeitsmerkmalen gehören
Offenheit (Interesse an neuen Erfahrungen, Eindrücken, Erlebnissen)
Extraversion (Geselligkeit, Herzlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit)
Verträglichkeit (Wohlwollen, Mitgefühl gegenüber anderen, Nachsicht)
Gewissenhaftigkeit (Leistungsstreben, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein)
Neurotizismus (emotionale Instabilität, Besorgnis, Unsicherheit)
Diese werden mit einer Reihe von Indikatoren gemessen, von denen einige beispielhaft in Klammern genannt sind. Durch Zusammenfassung der Messungen auf die jeweiligen Länder wurden systematische Verteilungsmuster erkennbar, welche den Ländern dominierende Persönlichkeitseigenschaften zuweisen, die kartiert werden konnten.

Demnach steht die Gewissenhaftigkeit in der Schweiz besonders hoch im Kurs. Wenn es um die Geselligkeit geht in Europa, bilden Österreich und die Niederlande zusammen mit der Schweiz die Spitzengruppe.
Man geht davon aus, dass es sich bei den erhobenen Persönlichkeitsmerkmalen um lebenslange Verhaltensorientierungen handelt, die durch genetisches Erbe und soziokulturelle Prägungen entstanden sind und übertragen werden.

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Die Studie wurde von Dr. Tobias Ebert und Professor Jochen Gebauer im Rahmen des Projektes „Der Zusammenhang zwischen geographischen Persönlichkeitsunterschieden und wirtschaftlichem Erfolg“ durchgeführt und von der Vestischen Forschungsstiftung finanziell gefördert.



Persönlichkeit – der unterschätzte Erfolgsparameter

Charaktereigenschaften als Ursache von Wohlstand und Fortschritt
Wie hängen mentale Persönlichkeitseigenschaften mit unternehmerischem Erfolg und Innovation zusammen? Eine Frage, die Entscheider im Bereich Personalauswahl und Auswahl neuer Unternehmensstandorte schon lange interessiert. Dieser Frage ging eine Studie am Lehrstuhl für Kulturvergleichende Sozial- und Persönlichkeitspsychologie der Universität Mannheim nach.
Im persönlichen Bereich wird wirtschaftlicher Erfolg und Fortschritt i.d.R. Bildung, Unternehmergeist und dem eigenen Einsatz zugeschrieben. Kann man Persönlichkeitsmerkmale auch geografischen Regionen zuschreiben und in welchem Zusammenhang stehen sie dann mit wirtschaftlichem Erfolg, Innovation und unternehmerischem Aufbruch?
Die erste Antwort ist: Ja, man kann Regionen graduell unterschiedliche mentale Merkmale zuordnen. Dies geschah auf Basis einer weltweiten Erhebung der fünf zentralen Persönlichkeitsfaktoren Offenheit (Interesse an neuen Erfahrungen), Gewissenhaftigkeit, Extraversion (Geselligkeit, Begeisterungsfähigkeit), Verträglichkeit und Neurotizität (emotionale Instabilität) der Menschen in definierten Regionen. Von diesen wurden letztendlich 34 überwiegend europäische Regionen ausgewählt.

Verteilung und graduelle Ausprägung am Beispiel der emotionalen Stabilität (Neurotizität)

Der Einfluss dieser Merkmale auf die Zielgrößen Wohlstand (BIP), Innovationskraft (Patentanmeldungen) und ökonomische Vitalität (Unternehmensneugründungen) wurden in aufwendigen Operationen statistischer Analyse unter Berücksichtigung der ebenfalls wirksamen betriebswirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen und soziologischen Einflussgrößen in Beziehung gebracht.
Ergänzt wurde die Untersuchung auf internationaler Ebene durch eine gleichartige auf Unternehmensebene, die sich auf Regionen in Deutschland beschränkte. Für die Zielgrößen standen hier Gewinn und Innovationskraft (neue Produkte, Prozesse, Dienstleistungen).
Den Forschern gelang es, die Beziehungen zwischen Merkmalen soziokultureller Prägung und Kennwerten des Wirtschaftslebens geografisch-kultureller Räume aufzudecken und in signifikanter Weise zu beschreiben. Es bestätigte sich die Erwartung, dass einzelne psychologische Persönlichkeitsmerkmale mit den Zielgrößen in signifikantem Zusammenhang stehen. Für den Wohlstand  der Region eines Landes erwiesen sich primär Gewissenhaftigkeit und Extraversion als die relevanteren Einflussgrößen. Unternehmensgewinne werden von den nichtpsychologischen Einflussgrößen dominiert.
Innovationskraft hingegen wird durch die Vorherrschaft von Extraversion gefördert, auf regionaler Ebene ebenso wie auf Unternehmensebene. Auf letzterer tritt die Offenheit (Interesse an Neuem, Bestehendes Hinterfragen) in diesem Zusammenhang stärker in Erscheinung. Unterschiedliche geografische Bezüge rechtfertigen abweichende Ergebnisse.
In Bezug auf die ökonomische Vitalität scheint unter den psychologischen Variablen allein die Offenheit einer Region relevant zu sein.
Obwohl der Focus der Studie auf den psychologischen Einflussgrößen lag, wurden andere mögliche Einflussgrößen nicht vernachlässigt. Erwartungsgemäß stach neben den genannten Persönlichkeitsmerkmalen in den meisten Fällen der Einfluss von Bildung und Erfahrung hervor.
Und was sagt uns das nun?
Bei Personalauswahl und Standortwahl lohnt es sich für den langfristigen Unternehmenserfolg, neben den üblichen Einflussgrößen auch die geografische Verteilung sozialpsychologischer Variablen zu kennen und diese mit zu berücksichtigen. Dies gilt auch für wirtschaftspolitische Fördermaßnahmen, von denen dann eine größere Wirksamkeit erwartet werden kann.
Bis zu einer soziologischen Strukturierung im Rahmen von Städte- und Raumplanung oder gar den Einzug in die Pädagogik dürfte ein weiter Weg sein.
Die Ressourcen für wirtschaftlichen Erfolg liegen bei uns nicht mehr in Form von Mineralien unter der Erde, sie müssen erkannt und gefunden oder hier geformt werden.


Das Projekt unter dem Titel „Der Zusammenhang zwischen geographischen Persönlichkeitsunterschieden und wirtschaftlichem Erfolg“ wurde von Dr. Tobias Ebert und Professor Jochen Gebauer durchgeführt und von der Vestischen Forschungsstiftung finanziell gefördert.

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Persönlichkeitsunterschiede der Bevölkerung in Deutschland nach Herkunft

An der Universität Mannheim wurden auf Basis von Daten des DIW Persönlichkeitsmerk- male unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen analysiert. Ein Vergleich der Merkmalsab- weichungen von Syrern, Irakern, Afghanen, Polen und Russen zu Deutschen zeigt inter- essante Ergebnisse. Polen und Russen sehen bei sich eher keine bis wenig Unterschiede zu Deutschen. Menschen aus den arabischen Ländern und Afghanistan legen grossen Wert auf „Offenheit für neue Erfahrungen“, „Gewissenhaftigkeit“ und „Verträglichkeit“. Ein Unterschied zwischen dieser Selbstwahrnehmung und gängigen Urteilen und Vorurteilen erklärt sich vermutlich dadurch, dass der Abwanderungsentschluss überwiegend durch Menschen mit diesen Eigenschaften getroffen wird, sofern er nicht durch Krieg oder Terror erzwungen oder durch die Anziehung „attraktiver“ Sozialsysteme oder durch besonders erträgliche illegale Betätigungsfelder zustande kommt. Nach ausreichend langer Zeit nähern sich die Charaktereigenschaften denen der deutschen Bevölkerung an.

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Hier finden Sie eine ausführlichere Fassung zum obigen Thema mit erläuternden Diagrammen:
https://vestische-forschungsstiftung.de/wp-content/uploads/2022/05/EbertGebauerAuswertungErgaenzungsstudienPM.pdf

Die Studien zum Thema „Persönlichkeitsnuancen in demographischen und kulturellen Subgruppen innerhalb Deutschlands“ wurden von Dr. Tobias Ebert und Professor Jochen Gebauer durchgeführt und von der Vestischen Forschungsstiftung finanziell gefördert.



Ansprechpartner:
Dr. Hans-Joachim Thelen
Vorsitzender Vorstand
Vestische Forschungsstiftung e.V.
Tel.: 0 23 62 / 65755
hj.thelen@vestische-forschungsstiftung.de

Bei Rückfragen, weiteren Wünschen und Anmerkungen steht Ihnen der genannte Ansprechpartner jederzeit gern zur Verfügung.